Flüchtlinge im Schnee
Bericht von Anja Brüning, Mitarbeiterin Team B in der ION Bunte Eiche
Tag 1
Es ging gut los! Um 9.00 Uhr am Samstagmorgen war erfreulich viel in der Bunten Eiche los. Die Kollegen hatten unsere Skihasen pünktlich geweckt und ein super Frühstück vorbereitet, sodass wir mit nur einer halben Stunde Verspätung auf große Fahrt gehen konnten. Ein paar letzte Abschiedsgrüße gerufen, Tränen vergossen und Lebewohl gesagt - endlich konnte es für drei Tage in den Harz gehen.
Nachdem wir geklärt hatten, dass Aladins Auto keine Großraumdisco wird und auch Anja es lieber ruhiger mag, fuhren wir guter Stimmung in Richtung Berge. Vier Stunden später in Bad Sachsa (und schon durch eine tolle Schneelandschaft gefahren) inspizierten wir natürlich erstmal unsere Unterkunft, die Jugendbildungsstätte im Stil eines alten Bauernhofes, die sehr schön in Tettenborn lag. Mal was anderes als Großstadt! Denn da gabs nicht so viele Menschen! Und oh Schreck, kein kostenloses Internet wie zuhause!
Zunächst bezogen die Betreuer hübsche Suiten, äh, Einzelzimmer, und die Jungs mussten sich mit Mehrbettzimmern zufrieden geben. Aber kein Problem, auch die waren geräumig und zumindest Doppelzimmer sind ja kein Novum für unsere Jungs. Ansonsten Klassenfahrtsatmosphäre ole! Wer erinnert sich nicht gern! Unsere Jungs jedenfalls waren zufrieden, auch ein Aufenthaltsraum mit eigener Küche und TV nur für uns gehörte dazu. Trotz gutem Frühstück hatten unsere Jungs natürlich Kohldampf (sie wachsen ja noch!) und so stockten Markus und Anja noch den Vorrat an Brötchen, Chips und Cola im nächsten Rewe auf.
Geplant war dann, kurze Zeit später unsere Skier im Schneeladen von Bad Sachsa abzuholen. Also alle wieder in die Autos verfrachtet und auf zum Verleiher. Dort angekommen gab es leider keine Skier mehr! Der Andrang im Harz auf den Pisten war so groß, dass alles weg war und wir am nächsten Tag wiederkommen sollten. Aber da war doch der Skikurs! Und wie kriegen wir die Jungs dazu, noch früher als aufzustehen?? Nun gut, wir hatten keine Wahl, die Jungs auch nicht. So besuchten wir stattdessen den REWE nochmal (nein, da gab es keine Skier, leider auch kein Bier für unsere Jungs…) und fuhren wieder in unsere heimelige Unterkunft.
Um 7 gab es dann Pizza und "deutsches Abendbrot" mit Brot und Aufstrichen, Käse, und Wurst. Schinken, war da was? Aladin kann berichten… Danach inspizierten unsere Jungs die anderen Gemeinschaftsräume, wo es Kicker und Billard gab. Walid ging es mit Magenschmerzen weniger gut, wir versorgten ihn mit Kamillentee und guckten hin und wieder ob er noch lebt. Wir Betreuer wärmten uns am Kamin, besuchten das kleine Bistro und guckten Sportschau. Später gesellten sich Oso, Shikri und Ibrahim zu uns und wir hatten Spaß bei einer Partie Mensch ärgere dich nicht und Jenga.
Tag 2
Am nächsten Morgen weckten wir also die Jungs früher als geplant und oh Wunder, alle erschienen pünktlich zum Frühstück, packten sich danach dick ein und es konnte ein zweites Mal zum Schneeladen gehen. Dort war dann auch zum Glück mittlerweile genug Ausrüstung vorhanden und unsere Jungs holten sich Skier, Schuhe und Helme. Das lief so diszipliniert ab, dass wir sogar ein großes Lob von Skiladen bekamen! Nachdem wir alles verstaut hatten, fuhren wir eine halbe Stunde nach Braunlage, einmal am Skilift vorbei, aber fanden dann doch unser Ziel, die Hasselkopfwiese wo der dreistündige Skikurs stattfinden sollte (Tarik träumte sich schon auf den Wurmberg, das Skigebiet mit dem höchsten Berg in Braunlage, wann fahren wir dahin? Mhh, Tarik, vielleicht nächstes Jahr??).
Schnell waren unsere Skilehrer gefunden sodass die Jungs und Aladin pünktlich um kurz nach 10 die Skier anschnallten und mit ersten Aufwärmübungen auf den rutschigen Brettern begonnen. Hier zeigten sich schon die ersten Naturtalente! Aber noch war nicht aller Tage Abend. Die Lernkurve zeigte bei fast allen steil nach oben und nachdem das Bremsen eingeübt war, fuhren die ersten Jungs mit der Lehrerin im Lift hoch auf den Hang. Dort wissen wir nicht genau, was passierte ;) aber die Jungs sausten geradeaus hinab und erfreuten sich an der Geschwindigkeit.
Die anderen Jungs übten noch unten am Hang mit dem Skilehrer, durften aber auch alsbald den Tellerlift ausprobieren. Nach drei Stunden war der Kurs vorbei und die Jungs übten allein bis zum bitteren Ende (also, bis der Lift zumachte ;). Und das sah schon ganz gut aus bei den meisten! Gut, jeder landet mal im Schnee, aber bis auf Abdikarim und Idrissa fuhren auch alle bis zum Ende rauf und runter. Die Skier dann wieder abzugeben klappte fast genauso routiniert wie das Abholen am Morgen. Zurück in der Unterkunft war es auch nicht mehr lang bis zum Abendessen, diesmal wurde uns ein leckeres Süppchen, Nudelauflauf und Salat gereicht, womit alle Jungs sehr zufrieden waren. Der Tag an der frischen Luft aber zeigte Wirkung: viele der Jungs schliefen schon früh.
Tag 3
Auch am dritten Tag klappte das Aufstehen und Frühstücken reibungslos. Die Leiterin der Unterkunft lobte unsere Jungs, wie nett alle wären! Die Jungs packten ihr Lunchpaket und ihre restlichen sieben Sachen und es wurde wieder alles in die Autos verstaut. Noch schnell ein Abschiedsfoto!
Es schneite am Morgen sodass wir schnell wieder aus dem Harz raus wollten um unsere Jungs sicher zurück nach Bremen zu bringen. Das haben wir geschafft, ohne Beinbruch, Menikusschaden und was man sich sonst noch alles beim Skifahren zuziehen kann. Es hat Spaß gemacht!