Förderprogramm

Der Vorstand hat das Förderprogramm gemeinsam mit einer externen Agentur erarbeitet, die sich auf Fragen rund um das Thema Unternehmensführung spezialisiert hat. Es ist ein weiterer Baustein nach der Erarbeitung von Führungsleitlinien, zahlreichen Seminaren zur Stärkung der Führungskompetenz, der professionellen Befragung von ausgeschiedenen Mitarbeitenden zu ihren Gründen und dem Prozess "Werte und Visionen".

• An wen richtet sich das Training?

Wir suchen Mitarbeitende, die Lust haben, sich weiterzuentwickeln. Wer ausprobieren möchte, ob er im Führungsalltag gute Lösungen findet, Inhalte gut vermitteln, Konflikte schlichten, ökonomisch denken und handeln sowie in der Krise einen kühlen Kopf behalten kann, der sollte sich melden - zunächst unverbindlich. Wir freuen uns, wenn sich Mitarbeitende dafür interessieren.

• Warum machen Sie das?

Es kommt vor, dass Mitarbeitende für einen Karrieresprung die Caritas Bremen verlassen. Das halten wir für unnötig. Es ist möglich, sich im Netzwerk der Dienste und Einrichtungen der Caritas Bremen mit 900 Mitarbeitenden beruflich zu verbessern. Nicht zuletzt, weil wir in den vergangenen Jahren so stark gewachsen sind, dass wir dringend gute Führungskräfte benötigen. Bisher unentdeckte Talente zu sehen und zu fördern, ist also eine Win-Win-Situation.

• Welche Rolle spielen Sie dabei?

Die Leitungen sehen sicher die Qualitäten ihrer Mitarbeitenden. Die Einsatzmöglichkeiten in einer Einrichtung sind allerdings begrenzt. Die Fäden für die strategische Gesamtplanung mit allen langfristigen Zielen liegen in unseren Händen und dadurch sehen wir selbst bei bestimmten Talenten vielleicht eine Einsatzmöglichkeit, die jenseits des bisherigen Tätigkeitsfeldes liegen. Diese Chancen möchten wir nutzen und uns selbst ein Bild von den Interessierten machen.

• Welche Führungsjobs stehen zur Verfügung? Geht es auch um Projektleitungen?

Mittlerweile sind rund 900 Mitarbeitende beschäftigt. In vielen Diensten und Einrichtungen werden Stellen mit Leitungsfunktion frei. Wechsel zwischen den Bereichen sind durchaus erwünscht: Die Leitung eines Pflegeheims muss z. B. nicht zwingend den klassischen Weg Pflegefachkraft-Wohnbereichsleitung-Pflegedienstleitung gegangen sein. Zudem starten wir immer wieder Projekte, in denen eine laterale Führung sinnvoll und nötig ist.

• Was raten Sie Menschen, die zögern.

Seien Sie mutig und nutzen Sie das kostenfreie Angebot: Zunächst den Selbstklärungs-Workshop - mit sehr überschaubarem Aufwand. Wir beißen nicht - im Gegenteil, wir möchten Sie ja für etwas begeistern bzw. gewinnen. Wenn Sie am Ende dieser 1,5 Tage feststellen, dass das Förderprogramm für Sie nichts ist, können Sie - ohne große Erklärung - einfach sagen: Das war’s für mich.

• Was in etwa erwartet mich bei dem Selbstklärungs-Workshop?

Erstmal geht es darum, was Führung bedeutet. Eine erfahrene Leitungskraft berichtet von ihrem Weg und ihren Alltagsherausforderungen. Der Vorstand schildert seine Erwartungen an die Rolle und letztlich gibt es einen Abgleich mit eigenen Fähigkeiten und um eigene Motive.

• Wer leitet den Workshop?

Uns begleitet seit vielen Jahren ein Unternehmen, das auf Führungskräfte-Training spezialisiert ist. RF/F - Raum für Führung.

• Vorbereitung und Workshop: Ist alles Arbeitszeit?

Ja.

• Gibt es eine Altersbeschränkung?

Nein.

• Muss ich dann als Leitungskraft Mitglied einer christlichen Kirche sein?

Nein.

• Kann ich auch teilnehmen, ohne dass die Kolleg*innen aus meinem Team/ meiner Einrichtung etwas davon erfahren? Nur, falls es am Ende nicht klappt.

Die Inhalte des Selbstklärungs-Workshops und des Orientierungscenters sind und bleiben vertraulich. Interessierte können jederzeit aussteigen.

• Benötige ich EDV-Kenntnisse?

Ja. Bei Eignung stellen wir entsprechende Schulungen zur Verfügung.

• Wer entscheidet, ob ich am Förderprogramm teilnehmen kann?

Regulär die zuständige Leitungskraft. Sollte diese kein Potential sehen, aber eine andere Leitungskraft, ist eine Teilnahme in Ausnahmefällen möglich.

Dominique Bänninger arbeitet seit Gründung im Übergangswohnheim Walle für traumatisierte Flüchtlingsfrauen. Sie nahm an der zweiten Gruppe des Orientierungscenters teil, begann anschließend eine Weiterbildung im Bereich "Systemische Beratung" - finanziell unterstützt durch die Caritas Bremen - und übernahm am 1. März 2022 die Leitung des Übergangswohnheims.

Wie sind Sie damals dazu gekommen, am Orientierungscenter teilzunehmen?

Ich wurde eingeladen - ein schönes Gefühl. Orientierungscenter - das klingt schon beeindruckend und entsprechend war ich stolz und zugleich etwas aufgeregt. Aber nach Rücksprache mit meiner damaligen Leitungskraft, die mich ermutigt hat, habe ich es als Chance empfunden.

Wie war dann die Situation vor Ort?

Ich war anfangs schon ein wenig nervös. Schließlich war der Vorstand dabei, mit dem ich zuvor keinen regulären Kontakt hatte. Aber alle waren sehr freundlich und wertschätzend. Und in der ersten Kaffeepause konnten wir Teilnehmende uns austauschen und haben gemerkt: Es geht allen gleich. Keiner von uns hatte das Gefühl, die Erwartungen genau zu kennen. Wir haben uns dann treiben lassen, uns gefreut, etwas zu lernen und etwas für uns selbst mitzunehmen.

Was waren denn die Inhalte des Orientierungscenters?

Jeder hat eine kleine Präsentation über sich selbst gehalten - eine Situation wie in einem Vorstellungsgespräch. Das war für mich persönlich das Schwierigste. Weniger aufregend war für mich eine schriftliche Aufgabe, in der wir uns mit einer alltäglichen Konfliktsituation im Team beschäftigen und einen Lösungsvorschlag machen sollten. Und es gab eine praktische Übung.

Wie sah diese Übung aus?

Es war ein Rollenspiel. Ich übernahm die Rolle einer Leitungskraft und sollte ein Kritikgespräch führen mit einem Mitarbeitenden, der seine Aufgaben nicht fristgerecht erledigt hat. Nun galt es, diese Kritik zu äußern, ohne den Konflikt zu befeuern oder den Mitarbeitenden zu demotivieren. Die besondere Herausforderung: Den Mitarbeiter hat Caritas Direktor Martin Böckmann gespielt. Das war eine doppelte Herausforderung.

Wie sind Sie damit umgegangen?

Letztlich hatte ich das Gefühl, man möchte sehen: wie reagiere ich im Konfliktfall? Bleibe ich authentisch, finde ich vernünftige Ansätze für Lösungen? Wie schaffe ich es, dass der Mitarbeitende das Problem versteht, ohne sich vor den Kopf gestoßen zu fühlen?

In wieweit konnten oder mussten Sie sich vorbereiten?

Bis auf die kurze Präsentation zu Beginn konnten wir uns nicht wirklich vorbereiten. Das war einerseits ein Unsicherheitsfaktor, andererseits hat es auch etwas Erleichterndes. Letztlich konnte ich dadurch auch sehen, was ich in einer solchen Situation vielleicht schon intuitiv mitbringe.

Wie war das Feedback

Spannend - der Austausch untereinander und auch mit dem Vorstand. Ich habe eine Viertelstunde mit Frau kleine Bornhorst sprechen können. Und sie hat gesagt, was sie bei meiner Herangehensweise beobachtet hat. Welches Potential sie sieht und welche Fähigkeiten ich ausbauen kann. Zudem gab es einen schriftlichen Rückmeldebogen.

Wie bewerten Sie die Teilnahme?

Trotz der Unsicherheit und der Tatsache, dass wir alle nicht perfekt waren, gab es für mich nie einen Moment, in dem ich überfordert war. Klar habe ich das eine oder andere Mal improvisiert. Aber es ist eben keine Prüfung, bei der man dann eine Antwort nicht weiß. Irgendeine Lösung fällt einem immer ein.

Würden Sie Kolleg*innen eine Teilnahme empfehlen? Und falls ja, warum?

Auf jeden Fall. Zum einen lernt man was für sich und kann z. B. herausfinden, ob man in Konfliktsituationen, die im Führungsalltag entstehen werden, gestresst reagiert. Zum Zweiten ist es eine Chance, sich überhaupt zu zeigen. In den Einrichtungen sind wir oft ab vom Schuss. Und wenn ich für mich feststelle: Das ist überhaupt nichts für mich, kann ich jederzeit sagen: Gute Erfahrung, aber diesen Weg möchte ich nicht weitergehen.

Wie ging es für Sie weiter?

Ich habe jetzt aktuell die zweijährige Weiterbildung "Systemische Beratung" abgeschlossen und frisch die Leitung übernommen. Jetzt kann mich nicht mehr hinter der bisherigen Leitung "verstecken" und betrete Neuland. Mir ist bewusst, dass das kein Spaziergang für mich wird. Aber dem stelle ich mich gern.

Marco Wulfestieg ist seit rund 20 Jahren Mitarbeitender der Caritas-Erziehungshilfe und am Standort Caritas-Zentrum St. Michael in den ambulanten Hilfen eingesetzt. Er begleitet und unterstützt Familien und tut dies gern. An seine Teilnahme am Orientierungscenter denkt er gern zurück - eine für ihn sehr angenehme und bereichernde Erfahrung.

Wie ist es zu Ihrer Teilnahme am Orientierungscenter gekommen?

Ich war eingeladen zum Gespräch mit Caritasdirektor Martin Böckmann. Er hat mir dann erzählt, dass man etwas Neues plant, um Nachwuchskräfte zu fördern: Ganz schlank - mit einer Gruppe von Menschen, die man im Blick habe. Dass ich dazu gehörte, hat mich natürlich sehr gefreut, weil ich mich "gesehen" gefühlt habe.

Wie haben Sie den Tag selbst erlebt?

Ich war total positiv überrascht. Es begann mit dem beeindruckenden Rahmen in den Tagungsräumen eines Hotels. Alles lag bereit: Vom Arbeitsmaterial bis zur Verpflegung - das bin ich so nicht gewohnt. Eine tolle Atmosphäre, die mich natürlich auch angespornt hat, jetzt etwas zu bieten. Wir haben uns mit einer kleinen Power Point Präsentation vorgestellt - spannend und in Kleingruppen bzw. einzeln Lösungen für unterschiedliche Situationen im Führungsalltag gesucht.

Gab es unter den Teilnehmenden so etwas wie Konkurrenzdruck?

Im Gegenteil. Wir sind gut ins Gespräch gekommen und standen ganztägig im Austausch. Dabei konnten wir uns gegenseitig von unserer Motivation und unseren Zielen erzählen. Einige wussten bereits konkret, in welche Richtung es gehen sollte, andere waren dort noch offen.

Waren Sie nicht aufgeregt, weil Leitungskräfte und der Vorstand mit dabei waren?

Doch, natürlich war ich aufgeregt - immer, wenn ich in die Bütt musste. Allerdings war klar: Das ist keine Prüfung auf Herz und Nieren, in der alles abgeklopft wird. Es gab keinen Zeitdruck. Die Leitungen waren klar in ihrer Rolle als Beobachter. Ich habe einfach versucht zu zeigen, was ich kann und wer ich bin und warum ich das Potential habe. Es war spannend, aber angenehm.

Wie war die Rückmeldung?

Die ehemalige Leitung in St. Franziskus, Annette Schwiebert, und Vorstand Martina kleine Bornhorst haben mir Rückmeldung gegeben: Welche Kompetenzen schon vorhanden sind und wo ich an mir arbeiten kann. Sie haben z. B. nachgefragt, warum ich eine gute Idee in einer Gruppen-Präsentation zwar angesprochen, aber später nicht weiterverfolgt habe.

Was haben Sie für sich mitgenommen?

Dass man als Leitung unpopuläre Entscheidungen treffen muss. Und darauf achten, was für den Betrieb gut ist zugleich, den Mitarbeitenden nicht zu verprellen.

Wie ging’s weiter?

Es wurde klar, dass u. a. in der Altenhilfe Leitungskräfte gesucht werden. Ich habe viel mit einer Pflegeheim-Leitung gesprochen und auch hospitiert. Anschließend habe ich festgestellt: Das ist nichts für mich persönlich. In der Erziehungshilfe selbst war ich vor ein paar Jahren interessiert, pädagogische Leitung zu werden. Allerdings sehen mich meine direkten Vorgesetzten dort aus bestimmtem Grund nicht und mittlerweile gibt es auch für mich Argumente, dass dies nicht in Frage kommt. Ich habe viel bekommen: Chancen - z. B. das Orientierungscenter - und Möglichkeiten, wie die Anleitung von jungen Menschen im Dualen Studium und weitere Projektarbeite. Ich bin absolut kritikfähig und keinesfalls enttäuscht, dass es nicht geklappt hat. Zudem bin ich in meinem Arbeitsfeld zufrieden. Meine Kernkompetenz liegt darin, was ich mache - und das wird auch wertgeschätzt.

Das bedeutet, es war eine gute Erfahrung und das war’s?

Es kommt auf die richtige Stelle an, den richtigen Ort und auf die richtige Zeit.

Würden Sie anderen empfehlen, teilzunehmen?

Unbedingt. Es ist die Chance, sich zu überprüfen. Und das kann absolut nicht schaden.