"Zwölf Freiwillige engagieren sich in dem Projekt bereits", sagt Gabriele Kleine-Kuhlmann, die das Projekt im Bremer Süden koordiniert. "Der Bedarf ist allerdings wesentlich höher. Offizielle Schreiben sind oft kompliziert formuliert und entsprechend schwer verständlich. Wer körperlich, seelisch oder geistig beeinträchtigt ist, hat oft ein Recht auf Befreiung von Zuzahlungen oder auf Zuschüsse. Es fällt Menschen aber erfahrungsgemäß manchmal schwer, Nachweise zu erbringen, Anträge und Widersprüche zu verfassen bzw. fristgerecht abzugeben."
Es geht um Menschen mit Beeinträchtigung, die im regulären Alltag gut zurechtkommen. "Häufig führt ein einschneidendes Ereignis zu einer temporären Überforderung, z. B. Verlust des Partners oder schwere Krankheit", weiß der freiwillige Organisationsassistent Bernhard Springfeld. "Das Ereignis wirft manchen so sehr aus der Bahn, dass sich eingehende Post stapelt. Irgendwann ist der Stapel dann derart groß, dass die Person sich ein Loch gräbt, in das sie hineinfällt."
"Diesen Menschen fehlt meist ein soziales Netzwerk", ergänzt Gabriele Kleine-Kuhlmann. "In ihrem direkten Umfeld fehlt eine Vertrauensperson, die sie um Hilfe bitten können. In anderen Fällen ist es die Sorge, nicht alles korrekt zu machen oder die technische Hürde der Digitalität."
Die Freiwilligen des Projektes Organisationsassistenz schaffen Struktur und sprechen Themen systematisch an. "Dabei ist uns wichtig, dass wir Vorschläge machen", sagt die Ehrenamtliche Angela Heuer. "Die Entscheidung über die Umsetzung bleibt immer bei den Menschen, die wir unterstützen." Die Freiwilligen blicken auf unterschiedliche berufliche Erfahrungen zurück. "Was uns verbindet, ist, dass wir keine Angst vor Papier und Formularen haben. Wir können organisieren, sind offen bei individuellen Fragen und reagieren auf unser Gegenüber."
"Uns macht die Aufgabe Spaß", sagen die Freiwilligen einstimmig. Der Freiwillige Frank Kaiser berichtet von einem Beispiel: "Kürzlich konnte eine Klientin durch meine Empfehlungen eine Zahlungsbefreiung beantragen und hat diese genehmigt bekommen. Das war für sie wie Weihnachten und das wiederum bereitet auch mir Freude."
Wer sich ehrenamtlich als Organisationsassistent*in im Bremer Süden engagieren möchte, kann sich an Gabriele Kleine-Kuhlmann wenden: Tel. 0162 / 108 1639, Mail: organisationsassistenz@caritas-bremen.de. Spezielle Vorkenntnisse sind für dieses Ehrenamt nicht nötig. Die Engagierten sollten Übung im Umgang mit behördlichen Angelegenheiten haben, zuverlässig und empathisch sein. Der Zeitaufwand liegt bei ca. drei Kontakten im Monat."
Ins Leben gerufen wurde das Projekt Organisationsassistenz im Jahr 2017 vom Sozialressort und vom Verein SelbstBestimmt Leben e. V., der mit seiner Beratungsstelle behinderte Menschen und ihre Angehörigen unterstützt. Seit 2020 sind die Caritas für den Bremer Süden und die AWO im Westen und Bremen Mitte mit ihren Dienstleistungszentren beteiligt. Ziel ist, die Eigenständigkeit zu erhalten und den Einsatz einer rechtlichen Betreuung zu vermeiden.