Projekt "Mitbestraft" für Väter
Die Wilhelm Kaisen Bürgerhilfe beim Projekt MitbestraftSimone Lause
Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff als designierter Vorstand der Wilhelm Kaisen Bürgerhilfe, Vorstandsmitglied Dr. Arnold Knigge und Caritasdirektor Martin Böckmann haben nun die Projektbeteiligtenbesucht.
Inhaltlich geht es darum, was Kinder von Inhaftierten brauchen, was die Väter aktuell tun (können), wie es ihnen dabei geht und wie die Situation insgesamt verbessert werden kann. "Ich finde interessant, was andere Väter erzählen", sagt ein Vater. "Mein Sohn ist erst zwei Jahre alt. Was passiert, wenn er zur Schule geht?" Der Austausch untereinander ist den Teilnehmenden wichtig. Und sie sind dankbar für Tipps: "Es ist kompliziert, wenn man im Gefängnis ist", meint ein anderer Vater. "Die Beziehung ist gestört."
Elf Teilnehmer haben sich angemeldet. Sie kommen in ihrer Freizeit: An acht Dienstagen - jeweils anderthalb Stunden. In der JVA haben sie von dem Projekt erfahren und sich freiwillig gemeldet. Alle erkennen sofort den Wert für sich und ihre Familie. "Wir haben Filme gesehen: Wie reagiert man, wenn ein Kind sich abweisend verhält? Brüllen, ignorieren oder den Kontakt suchen?" - "Ich spiele mehr mit meinem Kind, früher habe ich viel auf der Couch gesessen." - "Meine Frau hat gesagt, sie spüre bereits eine Veränderung."
Die Männer gehen sehr unterschiedlich mit der Situation um. Manche erzählen ihren Kindern nicht, dass sie ins Gefängnis gehen. Andere sind offen. Ein Vater berichtet, dass sein Sohn sogar seinen Freunden von der Inhaftierung erzählt hat: "Mein Sohn sagte: Papa, wenn es wirklich meine Freunde sind, macht es für sie keinen Unterschied."
"Der Fokus der Arbeit liegt auf der Vaterrolle", so Bernd Vogelei von der Caritas-Erziehungshilfe und Brigitte Berauer vom SOS Kinderdorf Bremen, die das Training leiteten. "Es geht nicht um die Männer als Straftäter." Sie stärken die Teilnehmer, geben Ratschläge und sind positiv überrascht, wie gut die Gruppe funktioniert. "Wir hätten nicht gedacht, dass so gute Ideen und Anregungen kommen, die wir ggf. bei einem weiteren Kurs nutzen können."
Zentrales Anliegen des Projektes ist, dem Aspekt der "Mitbestrafung" bei Kindern von straffällig gewordenen Eltern in Bremen begegnen zu können. Wenn ein Elternteil im Gefängnis ist, hat dies für die Kinder nachweislich negative Folgen. In vielen betroffenen Familien wird das Thema tabuisiert. Wenn Kinder spüren, dass die Inhaftierung ihres Vaters oder ihrer Mutter verschwiegen oder gar verleugnet wird, sind sie verunsichert. Oft merken sie, dass etwas nicht stimmt, fühlen sich allein gelassen - das Vertrauen steht auf der Kippe. Mögliche Folgen sind Verhaltensauffälligkeiten, delinquentes oder aggressives Verhalten.
Frank Imhoff, Arnold Knigge und Martin Böckmann stellen interessiert Fragen: Was die Teilnehmenden motiviert, was sie von der Veranstaltung mitnehmen und ob die Teilnehmer das Projekt auch im geschlossenen Vollzug für sinnvoll hielten. Eindeutige Antwort: Ja. Gerade in der ersten Zeit entstehen viele Fragen. Der Umgang mit Kindern sei auf 90 Minuten alle zwei Wochen begrenzt - in einem großen Raum mit vielen anderen.
Zum Hintergrund:
Um präventiv tätig zu werden, ist auf Initiative der Hochschule Bremen und des Vereins Bremische Straffälligenbetreuung die sogenannte "Zukunftswerkstatt Mitbestraft" gegründet worden unter Beteiligung von Behörden und freien Trägern der Jugendhilfe. Zentrales Anliegen ist, dem Aspekt der "Mitbestrafung" bei Kindern von straffällig gewordenen Eltern in Bremen begegnen zu können.