Es sind eben doch auch Väter
Dass Eltern bei der Kindererziehung ihre Grenzen kennenlernen, ist nicht ungewöhnlich. Besondere Herausforderungen ergeben sich allerdings für inhaftierte Väter. Um sie zu beraten und zu begleiten, hat die Caritas Bremen gemeinsam mit weiteren Partnern ein Pilotprojekt gestartet: Ein Kompetenztraining für Väter im offenen Vollzug der JVA Bremen.
"Sowas müsste es auch für Väter im geschlossenen Vollzug geben", meint ein Teilnehmer des Kompetenztrainings. Es ist seine Art zu sagen, wie er von dem Workshop profitiert hat. An zehn Abenden tauschten sich und weitere Vätern aus, die eine Haftstrafe im offenen Vollzug verbüßen - unter Leitung von zwei Sozialpädagogen. Inhaltlich ging es darum, was ihre Kinder brauchen, was sie aktuell tun (können), wie es ihnen dabei geht und wie die Situation insgesamt verbessert werden kann.
In den Gesprächen spielten der Grund der Inhaftierung und die Länge der Haftstrafe keine Rolle. "Wir wollten die zwölf Teilnehmer bewusst als Väter wahrnehmen und nicht als Straftäter", so Bernd Vogelei von der Caritas-Erziehungshilfe. Er und Brigitte Berauer vom SOS Kinderdorf Bremen leiteten das Training in den Räumlichkeiten des Vereins Bremische Straffälligenbetreuung. Die Teilnehmer fragten Bernd Vogelei, wie er als Vater dies und jenes handhabe. Brigitte Berauer gab Feedback, wie sie als Frau manche Äußerungen der Männer erlebte, was so manches Aha-Erlebnis auslöste.
Wenn ein Elternteil im Gefängnis ist, hat dies für die Kinder nachweislich negative Folgen. In vielen betroffenen Familien wird das Thema tabuisiert. Wenn Kinder spüren, dass die Inhaftierung ihres Vaters oder ihrer Mutter verschwiegen oder gar verleugnet wird, sind verunsichert. Oft merken sie, dass etwas nicht stimmt, fühlen sich allein gelassen - das Vertrauen steht auf der Kippe. Mögliche Folgen sind Verhaltensauffälligkeiten, delinquentes oder aggressives Verhalten. Die lebendige Diskussion hätte sicher in vielen Fällen noch weitergeführt und manches Thema noch vertieft werden können. Alle bewerteten den Austausch unter den Vätern als wichtig - im Sinne der Kinder.
Zum Hintergrund: Um präventiv tätig zu werden, ist auf Initiative der Hochschule Bremen und des Vereins Bremische Straffälligenbetreuung die sogenannte "Zukunftswerkstatt Mitbestraft" gegründet worden unter Beteiligung von Behörden und freien Trägern der Jugendhilfe. Zentrales Anliegen ist, dem Aspekt der "Mitbestrafung" bei Kindern von straffällig gewordenen Eltern in Bremen begegnen zu können. Der Elternkurs für inhaftierte Väter ist Pilotprojekt der Zukunftswerkstatt. Die Sparkasse Bremen hat das Projekt mit 3.000 Euro unterstützt.
Ihr Ansprechpartner bei weiteren Fragen: Bernd Vogelei, Pädagogische Leitung Caritas-Erziehungshilfe: 0421 / 3 35 73 - 0, Mail: b.vogelei@caritas-bremen.de.