Bei der Mieterin einer Wohnung mit Service die Glühbirne austauschen, nach dem Tod eines Pflegeheim-Bewohners das Zimmer streichen oder das Unkraut zwischen den Pflastersteinen vernichten, damit niemand mit dem Rollator darüber stolpert - die To-do-Liste von Simone Bringmann ist vielfältig und voll. Seit Juni ist die 57-Jährige im Freiwilligendienst bei der Caritas Bremen und unterstützt den Hausmeister im Caritas-Zentrum, im Caritas-Haus St. Franziskus und im Bereich "Wohnen mit Service".
Dabei schätzt Simone Bringmann den sozialen Kontakt: "Die Begegnungen mit den Menschen, die in St. Franziskus leben, sind dosiert. Wir kommen z. B. ins Gespräch, wenn ich ein Bild aufhänge und es ist wirklich ein schönes Gefühl, wie dankbar die Menschen für kleine Hilfen dieser Art sind. Wenn ich die Hecke schneide, freuen sie sich und loben den schönen Garten. Es ist eine ganz andere Art von Erfolg als in meinem bisherigen Berufsleben."
Bringmann war bis Mai für die Deutsche Post AG tätig: Zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn im Bereich Hochbau, Umbauten und Instandhaltung - koordinierend in den Bundesländern Bremen und Niedersachsen. Nach der Familienphase waren es unterschiedliche Bereiche: Flächenoptimierung, Hausverwaltung, Arbeitsschutz, Paketverfolgung und Regress. Als Postbeamtin nimmt sie am Programm "Engagierter Vorruhestand" steil: Eine Pension ohne Abschläge nach Verpflichtung zu 1.000 Stunden Ehrenamt oder einem Bundesfreiwilligendienst.
"Es war für mich eine Umstellung, 30 Stunden zu arbeiten statt wie bisher 20. Und ich werde bei der Unterstützung des Hausmeisters körperlich anders gefordert als gewohnt. Abends spüre ich das schon. Auf der anderen Seite kommt das meinem Naturell entgegen - still sitzen kann ich nicht so gut." Auch zuhause tapeziert Simone Bringmann und füllt die Fugen mit Silikon. "Vielleicht nicht das Bequemste, aber ich habe mir das so ausgesucht - auch wenn es nicht leicht war, eine entsprechende Einsatzstelle zu finden."
Auch die Seminare im Rahmen des Freiwilligendienstes sind eine Bereicherung. Sie sind gemischt: Zum Teil mit jungen Freiwilligen, die direkt von der Schulbank kommen. Es sind allerdings auch Teilnehmende, die deutlich älter sind als die Caritas-Mitarbeiterin. "Ich finde den Mix erfrischend: Das Engagement der Menschen, den Umgang miteinander und auch die Inhalte: Es geht um Recht und Pflichten in der sozialen Arbeit oder Themen wie Konfliktlösung."
Für den Hausmeister Peter Papenhausen ist Simone Bringmann ein Segen. Die Unterstützung an sich, die gute Struktur der Kollegin und auch das Zwischenmenschliche funktioniert. "Ich habe immer viel und problemlos mit Männern zusammengearbeitet."
Die Familie von Simone Bringmann war überrascht. Die Kinder sind erwachsen, aber noch im Studium. Beide waren selbst freiwillig engagiert und stehen voll zur Entscheidung der 57-jährigen.
Der Freiwilligendienst im Bistum Osnabrück, zu dem das Dekanat Bremen gehört, feiert ein doppeltes Jubiläum: Seit 60 Jahren gibt es die Möglichkeit, ein Soziales Jahr zu leisten, vor zehn Jahren kam der Bundesfreiwilligendienst hinzu. In den vergangenen Jahrzehnten arbeiteten bistumsweit 5500 meist junge Leute in diesem Rahmen in sozialen Einrichtungen.