Weniger Bürokratie in der Pflege
"Es ist ein kompletter Paradigmenwechsel", sagt Pflegemanagerin Anette Kuhn. "Bisher mussten nach einem vorgegebenen Muster unglaublich viele Fragen beantwortet werden. Nun kann der Bewohner selbst bestimmen, welche Themen er ansprechen möchte. Und unsere Mitarbeitenden geben eine professionelle Einschätzung, wie Pflege und Betreuung auf diese Bedürfnisse auszurichten sind", so Kuhn zu den Vorteilen des neuen Dokumentationssystems."Die Fachkompetenz der Mitarbeitenden ist entscheidend. Wir sind überzeugt, dass sie ihre Erfahrungen gut einbringen und ihr Handeln gut begründen können."
Was können wir für den Bewohner tun? Was braucht er? Welche kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten hat er? Wie beweglich ist er? Was ist gesundheitlich zu beachten? Wie ist sein soziales Umfeld und was spielt eine Rolle, damit er sich zuhause fühlt? Die Beantwortung dieser Kernfragen bildet die Grundlage für die Dokumentation, wenn ein Bewohner neu aufgenommen wird. Die Angaben und die daraus abgeleiteten Maßnahmen gelten dann genau so lange, bis sich etwas ändert. Auf einem Berichteblatt müssen dann nur noch Aktuelles und Abweichungen festgehalten werden. Das mindert den Bürokratieaufwand ganz wesentlich.
In einer Pilotphase finden derzeit die Schulungen auf zwei Wohnbereichen des Pflegeheims im Caritas-Stadtteilzentrum St. Michael statt. Im Oktober geht es dann los. In den folgenden Monaten sollen dann alle Caritas-Altenpflegeheime auf dieses System umsteigen.
Die Entbürokratisierung wurde initiiert vom Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung Karl-Josef Laumann. Sie wird bundesweit eingeführt und ist mit Heimaufsicht, MDK sowie Ausbildungsstätten abgestimmt. Evaluiert wurde das System von der Universität Witten/Herdecke.