Saisonstart Wärme auf Rädern
Wärme auf Rädern
Der Wind wirbelt Plastiktüten auf. Menschen eilen in die Straßenbahn. An diesem Nachmittag gibt es nur einen Ruhepol vor dem Bremer Hauptbahnhof: eine wartende Gruppe. Es sind Männer und Frauen. Einige tragen mehrere Pullover übereinander, rauchen Zigaretten oder reden miteinander. Sie warten auf die Ehrenamtlichen der Caritas, die in einem umgebauten Fahrradwagen heiße Suppe bringen. "Die Menschen sind sehr dankbar für das Essen", berichtet Renate Meyer. Sie ist seit mehreren Jahren ehrenamtlich bei dem Projekt dabei. "Es gibt einen festen Stamm an Bedürftigen, der regelmäßig kommt", erklärt die Rentnerin.
Die Frauen und Männer stellen sich in der Schlange an. Keiner nörgelt, niemand drängelt sich vor. Erst als sich ein Mann mit einem Brötchen in der Hand in die Schlange einreiht, gibt es Gemurmel. Der Kuchen, der verteilt wird, reicht nicht für die gesamte wartende Gruppe. "Der hat doch schon was zu essen", ruft eine Frau am Ende der Warteschlange. Der Mann nimmt sich das Stück Kuchen - und reicht es weiter an die schimpfende Frau hinter ihm.
"Eigentlich hätte ich es gar nicht nötig hier her zu kommen. Ich trinke den anderen den Kaffee weg", sagt ein Mann aus der Warteschlange. Die Studentin Julia, die sich ehrenamtlich an dem Projekt beteiligt, weiß solche Behauptungen einzuordnen. "Vielen Menschen ist es peinlich, ihre Armut offen zu zeigen. Sie versuchen diese zu überspielen."
Bis März stehen zwei Mal in der Woche, dienstags und donnerstags, Ehrenamtliche mit dem Suppenwagen vor dem Bahnhof. Das Essen wird ausschließlich über Spenden finanziert.