Unterstützung durch Nachbarschaftshilfen
Die 17 Dienstleistungszentren (DLZ) der Wohlfahrtsverbände bilden seit Mitte der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine flächendeckende soziale Infrastruktur in Bremen und sind damit ein integraler Bestandteil der sozialen und kulturellen Arbeit für ältere Menschen in den Stadtteilen. Die Grundlage ihrer Arbeit ist im Zuwendungsvertrag zwischen der Stadt Bremen (Senatorin für Soziales) und den einzelnen Einrichtungen festgehalten. Der Auftrag der DLZ ist es demnach, die „Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern und älteren Menschen die Möglichkeit zu erhalten, am Leben in der Gemeinschaft teilzunehmen“.
Die DLZ bieten für ältere, kranke und/oder behinderte Menschen umfassende Informations- und Beratungsdienste an, organisieren Netzwerke im Quartier und leisten hauswirtschaftliche und sonstige lebensbegleitende Hilfestellung. 60 Prozent der Kosten für die Einrichtungen werden von der Stadt Bremen getragen, 33 Prozent durch Einnahmen der jeweiligen Einrichtungen und 7 Prozent durch die jeweiligen Träger (Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste, Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Bremen, Arbeiterwohlfahrt Soziale Dienste gemeinnützige GmbH Bremen, Caritasverband Bremen e.V.) gedeckt.
Nach eigenen Erhebungen nutzten im vergangenen Jahr 7679 überwiegend ältere und alleinstehende Menschen die DLZ-Angebote. Fast die Hälfte von ihnen war älter als 80 Jahre. Seit langem steigt die Zahl der leicht bis schwer an Demenz erkrankten, psychisch veränderten oder verwahrlosten Menschen, die bei den DLZ nach Hilfe suchen, kontinuierlich an. An die betroffenen Haushalte vermitteln die DLZ in solchen Fällen Laien als Nachbarschaftshelfer/innen. Gut 4.000 Laienhelfer/innen engagierten sich im vergangenen Jahr für die DLZ. Sie übernahmen keine pflegerischen oder Tätigkeiten, die sonstigen Fachdiensten vorbehalten bleiben, sondern ehrenamtliche Leistungen zur Betreuung hilfebedürftiger Menschen, für die über Verträge mit den Hilfesuchenden pauschale Aufwandsentschädigungen gezahlt wurden. Insgesamt fielen bei den DLZ in den Bremer Stadtteilen im vergangenen Jahr mehr als 750.000 Nachbarschaftshilfe-Stunden an, eine Steigerung gegenüber 2012 von 1,8 Prozent. Zuwächse gab es auch bei der Zahl der Vertragsmonate: Ihre Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent.
Die seit Jahren steigende Zahl der Vertragsmonate konnte nur mit einer weiter wachsenden Zahl der Nachbarschaftshelfer/innen abgearbeitet werden: Waren beispielsweise 2006 nur lediglich 2.707 Ehrenamtliche für die DLZ tätig, so waren es 2013 bereits 4.181. Die Zahlen wertet Detlef Luthe , Geschäftsführer der Paritätischen Gesellschaft für soziale Dienste und Sprecher der 17 DLZ, als Zeichen für die ungebrochen positive Resonanz auf das Angebot der Wohlfahrtsorganisationen in den Bremer Stadtteilen.
Arnold Knigge, Sprecher des Vorstands der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Bremen e.V. (LAG FW), bezeichnet die Arbeit der DLZ als wertvoll und unverzichtbar: „Es sind sich alle, die die Tätigkeit dieser Einrichtungen kennen, einig: Die DLZ sind Perlen, die Schritt für Schritt an die sich wandelnden Bedürfnisse der älteren und hilfebedürftigen Menschen angepasst werden müssen.“ Allerdings setze ein solches Ziel verlässliche und ausreichende Finanzierungsstrukturen voraus. Die vergangenen Jahre seien demgegenüber eher von stagnierenden bis rückläufigen Finanzierungsanteilen der Öffentlichen Hand geprägt gewesen. Angesichts des demografischen Wandels und der steigenden Zahl demenzkranker Menschen komme den unverzichtbaren DLZ allerdings künftig eine weiter steigende Bedeutung zu.
Nach Aussage von Martina kleine Bornhorst, Vorstand Caritas Verband Bremen, sehen die aktuellen und mittelfristigen DLZ-Trends (Bezugspunkt ist das Jahr 2006) wie folgt aus:
· Die städtische Zuwendung ist seit 2006 gesunken.
· Die Gesamt-Personalausstattung stagniert.
· Die Zahl der Stunden, die Nachbarschaftshelfer/innen jährlich erbringen, steigt aktuell
weiter an.
· Die Zahl derjenigen, die Rat und Hilfe bei den DLZ suchen, ist seit 2006 um 15
Prozent gestiegen.
· Die Anzahl der Vertragsmonate stieg seit 2006 um 30 Prozent.
· Der Anteil der Bedürftigen, die mit den DLZ Verträge abschlossen, wuchs seit 2006
um 27 Prozent.
· Die Zahl der eingesetzten Nachbarschaftshelfer/innen stieg in den vergangenen
sieben Jahren um 55 Prozent.
· Seit 2006 hat die Zahl der geleisteten Stunden in der Nachbarschaftshilfe der DLZ
um 56 Prozent zugenommen.
Politik und Pflegekassen müssen die Zukunft der DLZ sichern, darin sind sich kleine Bornhorst, Knigge und Luthe einig. Die Trägerorganisationen und die DLZ seien bereit zum Dialog. Ohne nachhaltige Verbesserungen würden die DLZ jedoch schon bald an ihre objektiven Grenzen stoßen.
Der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Bremen e.V. (LAG FW) gehören die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz, das Diakonische Werk, die Jüdische Gemeinde, der Paritätische sowie die Bremerhavener Volkshilfe an.