Freiwilliges Soziales Jahr
Emelie ist 15 Jahre alt, als sie nach dem Realschul-Abschluss das Freiwillige Soziale Jahr beginnt. Sie hat bereits zwei Schulpraktika in der Einrichtung absolviert und dabei gute Erfahrungen gemacht. Praktisch ist auch, dass sie ganz in der Nähe wohnt.
Eingesetzt ist Emelie in der Sozialen Betreuung und verbringt damit viel Zeit mit den älteren Menschen, insbesondere mit denen, die selten Besuch bekommen. Sie liest ihnen aus der Zeitung vor, backt mit ihnen Kuchen, bastelt und führt Gespräche: "Viele erzählen mir ihre halbe Lebensgeschichte und ich berichte von mir. Dabei lerne ich wichtige Dinge, z. B. dass ich nicht jedem gefallen muss. Ich sollte auf meine Art "ich" bleiben und mit mir selbst zufrieden sein. Das kann ich von Menschen, die es soweit gebracht haben, gut annehmen - vielleicht besser als von Freundinnen oder von meiner Mutter."
Im weiteren Verlauf bekommt Emelie verantwortungsvolle Aufgaben: Sie leitet den Zeitungskreis und spricht vor einer großen Gruppe. "Früher war ich schüchtern und hatte Sorge, dass ich Fehler mache. Mittlerweile klopft mein Herz dabei nicht mehr - im Gegenteil, ich bin entspannt." Auch das Besuchermanagement während der Pandemie gehört zu ihren Jobs. "Der Einstieg in der Corona-Zeit war nicht leicht", sagt Emelie. "Vieles war anders als während des Praktikums. Wir haben wir beim Ansehen der Bilder jedes Mal die Hände desinfiziert, bevor wir sie weitergegeben haben. Das war schon gewöhnungsbedürftig."
Emelies Mutter stellt fest, dass sich ihre Tochter in dem Jahr positiv verändert hat. Und sie selbst ist dankbar für die Zeit im Caritas-Haus St. Laurentius und ein bisschen wehmütig beim Abschied. Zugleich freut sie sich auf die Ausbildung als Kauffrau für Groß- und Außenhandel. Und vor allem auf die fünf Wochen Freizeit, die gerade vor ihr liegen.
Der Freiwilligendienst im Bistum Osnabrück, zu dem das Dekanat Bremen gehört, feiert ein doppeltes Jubiläum: Seit 60 Jahren gibt es die Möglichkeit, ein Soziales Jahr zu leisten, vor zehn Jahren kam der Bundesfreiwilligendienst hinzu. In den vergangenen Jahrzehnten arbeiteten bistumsweit 5500 meist junge Leute in diesem Rahmen in sozialen Einrichtungen.