Schnoor-Anbiet
"Anbiet" ist das plattdeutsche Wort für Frühstück, Schnoor heißt der Stadtteil, in dem die Frühstückstüten ausgegeben werden.
Sylvia und Heide gehören zum festen Vorbereitungsteam. Gemeinsam leiten sie Laurenz und Nico an. Die beiden besuchen die zehnte Klasse des Ökumenischen Gymnasiums in Bremen und machen zwei Wochen Sozialpraktikum im Bereich der Wohnungslosenhilfe. "Es macht uns Spaß, hier zu helfen. Wir lernen Menschen kennen, die diese Hilfe benötigen und haben sichtbare Ergebnisse", sagen sie, während sie Brötchen schmieren, Wasserflaschen, Obst, Schokolade und Taschentücher in die Frühstückstüten packen. Heide weiß: "Eine Frau kommt regelmäßig. Sie mag keinen Camembert, deshalb machen wir ihr eine Extra-Tüte."
Später stoßen sechs Kinder der Kita St. Johann dazu, die im Spätsommer in die Schule kommen. Sie haben Kuchen mitgebracht, den ihre Eltern gebacken haben. Einzelne Stücke packen sie in bunt bemalte Papiertüten. "Wir finden gut, dass auch die Kleinen schon lernen, dass es Menschen gibt, denen es nicht so gut geht", erklärt Sylvia. Jedes Kind darf noch eine Tüte packen. "Die Wasserflasche können die Wohnungslosen zurückgeben und bekommen 25 Cent Pfand. Das Geld können sie gut brauchen", sagt Sylvia. "Und die Taschentücher sind nicht nur zum Naseputzen gut, sondern auch, wenn sie sich den Popo abwischen möchten."
Schon als sich die Schlange vor der Ausgabestelle bildet, sind beide Seiten neugierig: Die Kinder und die Wohnungslosen beäugen sich durch die Fensterscheibe und winken sich gegenseitig zu. Dann geht alles ganz schnell: Jeder Gast kann sich Kaffee, Cappuccino oder Tee wünschen und bekommt eine Tüte mit Brötchenbelag nach Wunsch - Käse und Wurst oder nur Käse. Die Kinder geben Tüten mit aus. Laurenz und Nico schenken Kaffee und Tee in Bechern aus, auf Wunsch mit Milch und Zucker.
Das Projekt wird aus Spenden finanziert und von Ehrenamtlichen umgesetzt. Träger sind die Caritas Bremen, die Propsteigemeinde St. Johann und die Vinzenzkonferenz in Bremen.