Podiumsdiskussion Lob-Hüdepohl und Butt
Lob-Hüdepohl hat sich als Mitglied des Deutschen Ethikrates besonders intensiv mit dem Thema Assistierter Suizid beschäftigt. Er berichtete, dass Menschen mit Suizidgedanken in vielen Fällen des Lebens müde sind, aber nicht schlussendlich den Wunsch verspüren, zu sterben. Häufig seien Armut, Einsamkeit oder Schmerzen Auslöser für die empfundene Notsituation. Diese gelte es zu erkennen und bestenfalls zu lösen. Die so wichtige Suizidprävention sei jedoch völlig unterfinanziert.
Seit 2020 ist das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben gesetzlich Teil des allgemeinen Persönlichkeitsrechtes. Lob-Hüdepohl warnte vor einer Verharmlosung oder Normalisierung des Assistierten Suizids. Der Sozialethiker befürchtet, es könne eine Sogwirkung entstehen oder Menschen fühlten sich unter Druck, wenn die Auffassung vertreten, aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters nutzlos zu sein.
Katrin Butt stimmte Lob-Hüdepohl in vielen Punkten zu. Sie sagte, das Thema Sterben habe die Tabu-Zone verlassen. Früher habe man Magensonden gelegt, um Menschen, die das Essen verweigert haben, am Leben zu erhalten. Heute führen die Mitarbeitenden viele Gespräche mit Ärzten und Angehörigen. Zudem erleichtern klare Patientenverfügungen die freiverantwortlichen Entscheidungen der Menschen, die im Haus St. Elisabeth wohnen.
Die Einrichtungsleiterin betonte die Bedeutung der Empathie in der professionellen Pflege, das Verständnis für Menschen in der letzten Lebensphase. Ziel sei, das Wohlbefinden zu verbessern und damit den Lebenswunsch der Menschen zu stärken. Dies erfordere eine hohe Qualifikation und Zeit für die Mitarbeitenden. Mittel für Schulungen zum Thema Suizidprävention für Supervision und Seelsorge wären sehr hilfreich. Der Umgang mit dem Thema verlange den Mitarbeitenden einiges ab.
Die Veranstaltung fand in der Aula der St. Johannis-Grundschule auf Initiative des Katholischen Gemeindeverbands Bremen statt. Moderator war Dekanatsreferent Dr. Christoph Lubberich.