Weg aus der Sucht
Edwin Tholen hat es geschafft!
"Meine Frau hat zu mir gesagt: Ich will Dich nicht hassen. Das war für mich der Punkt, an dem mir klar wurde, dass ich etwas ändern muss", sagt Edwin Tholen. Seine Frau Elisabeth hat ihren Vater durch den Alkohol verloren - sie hat gemerkt, dass ihr Mann krank war. Als einzige. Freunde und Verwandte dagegen fielen aus allen Wolken.
Edwin Tholen hat sechs Schwestern. Zwei von ihnen zieht er mit auf, weil seine Mutter dazu allein nicht in der Lage war. Nach der Schule verpflichtet er sich als Zeitsoldat - die erste Berührung mit dem Alkohol. Der berufliche Weg führt zunächst bergauf - Verkauf, Geschäftsführer eines Großhandel-Unternehmens, Leiter einer Gaststätte. Von beruflichen Rückschlägen erholte er sich - Umschulung als LKW-Fahrer, Aufstieg - vom Möbelauslieferer zum Verkäufer.
Sowohl Erfolge als auch Misserfolge begoss Edwin Tholen mit einem Flachmann: 0,2 Liter Korn. Er hat sich auf den Schnaps gefreut, die Ruhe genossen und dann vermeintlich gut geschlafen. Der Konsum war aus seiner Sicht nie exzessiv.
Erst als Edwin Tholen 2018 in den Ruhestand ging, stieg der Konsum stetig: 2 Flachmänner beim Brötchenholen, mittags zwei neue. Es fällt Edwin Tholen schwer, sich die Texte für seine Tätigkeit als Nachtwächter zu merken. Seine Frau quält sich. Sie hat das Gefühl, dass sich ihr Mann das Leben angenehm trinkt und ist wegen einer Depression in Behandlung. Auch Edwin Tholen selbst hat eine Depression und erkennt durch die Aussage seiner Frau "Ich will Dich nicht hassen" mit Hilfe der Therapeutin, dass er Hilfe benötigt.
Nach einem Entzug im Klinikum Bremen-Ost erlebt er einen Rückfall. Yvonne Hörnschemeyer vom Caritasverband Bremen organisiert einen dreimonatigen Aufenthalt in der Fachklinik Bassum. Heute ist er in der ambulanten Reha-Gruppe und tauscht sich mit Menschen in seinem Alter aus. "Ich merke, ich bin nicht der Einzige. Alle haben ihre Erfahrungen und uns verbindet, dass wir uns gegenseitig öffnen. Eine tolles menschliches Miteinander - professionell angeleitet von der Therapeutin Melanie Borgmann."
Familie und Freund von Edwin Tholen sind heute stolz, dass er den Weg aus der Sucht geschafft hat. "Schon nach zwei Wochen hat meine Frau festgestellt, dass ich mich verändert habe. Wir haben uns in der Therapie Fragen gestellt, z. B. wer wir sind. Oder was wir für uns tun. Ich habe nach längerer Pause wieder angefangen, Gedichte zu schreiben." Edwin Tholen macht es nichts aus, wenn er in Gesellschaft als Einziger ein nicht alkoholisches Getränk auf dem Tisch stehen hat. "Ich würde nicht risikieren, was ich erreicht habe. Alle sollen wissen, dass es mit eine Flachmann anfängt, dass Alkohol alles kaputt machen kann und dass es einen Weg aus der Sucht gibt."