Wohlfühl-Nachmittag
Ich muss zugeben, dass ich beim Anblick des Altenpflegeheims St. Elisabeth in Bremen-Schwachhausen ein wenig nervös bin. Es soll mein erster Auftrag als ehrenamtliche Caritas-Reporterin sein. Doch sobald ich die Einrichtung betrete, ist mein Unbehagen wie weggeblasen. Die freundlichen Farben und die gemütliche Einrichtung sorgen für ein angenehmes Ambiente, in dem man sich sofort wohl fühlt.
Neben den regelmäßigen Angeboten für die Bewohner haben sich die Mitarbeiter des St. Elisabeth dieses mal etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Mit zahlreichen Welnessangeboten wurde sich große Mühe gegeben, den Bewohnern und Bewohnerinnen einen schönen und entspannten Nachmittag zu bereiten. Nach und nach treffen immer mehr Bewohner an den einzelnen Stationen ein, um alkoholfreie Cocktails zu genießen oder sich bei Mani- bzw. Pediküre mal wieder ordentlich verwöhnen zu lassen.
Mein Weg führt mich zunächst in das eindrucksvolle Kaminzimmer, in dem man mithilfe einer Tambura (Musikinstrument) durch eine entspannende Traumreise geleitet wird. Als nächstes steht ein Interview mit dem 16-Jährigen Leo an, der von der Schule aus ein zweiwöchiges Praktikum in der Einrichtung absolviert hat. Neben der täglichen Betreuung der Bewohner hat er auch verschiedene andere Projekte in St. Elisabeth mit begleitet und sogar schon ein eigenes Sportprogramm organisiert und durchgeführt.
"Altenpflege ist ganz anders, als man sie sich vorstellt", sagte er nun als eine Art Fazit gegen Ende des Praktikums. "Es ist ein Geben und Nehmen", sagt eine der engagierten Ehrenamtlichen, die ich nach dem Gespräch mit Leo auf dem Flur treffe. Ihr ist eine enge Bindung zu den Bewohnern wichtig und auch die Anerkennung durch die Angehörigen dürfe nicht fehlen.
Auch bei Mani- und Pediküre wird deutlich, dass die Bewohner der Einrichtung nicht den ganzen Tag unbeteiligt und abwesend in ihren Zimmern sitzen, so wie es die meisten Leute beim Gedanken an ein Altenpflegeheim vielleicht erwarten würden, sondern durchaus noch Spaß und Lebensfreude empfinden.
"Die Farbe ist nicht so grell, gefällt mir ganz gut" sagt die Bewohnerin, die sich ihre Nägel gerade in einem unaufdringlichen silbrigen Ton lackieren lässt. "Ui, das kitzelt" hört man eine andere Dame sagen, die soeben bei Lektüre ihre Fußmassage genießt. Mit besonderen Gesichtsmasken kommen vor allem die Frauen im einrichtungseigenen Friseursalon auf ihre Kosten, Gesichtsmassage inklusive.
"Wir sind nicht so oberflächlich, sondern tiefgründig" sagt Andrea Kessing vom begleitenden Dienst im Haus St. Elisabeth bei der Blumenpflanzaktion "Frühlingserwachen". Die bepflanzten Körbe sollen zukünftig die Einrichtung schmücken.
Der Wellness-Tag neigt sich dem Ende zu und ich blicke in lauter zufriedene Gesichter. Das Haus St. Elisabeth zeigt, dass es auch anders geht, dass die bekannten Probleme im Pflegesektor, allen voran der Zeitmangel nicht unbedingt auf Kosten der Bewohner gehen muss. Und dies ist nicht zuletzt der Verdienst der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer.